UX Trends von der push.conference
Ende Oktober zog es Hunderte von UXlern, Designer und Coder in die TonHalle München zur push Conference 2017. Mit dabei: unsere Art-Directorin Zhanna und unser UX-Fachbereichsleiter Marek aus unserem ion2s.lab. Wir haben die Beiden interviewt und wollten wissen, was sie von den zwei Konferenztagen mitgenommen haben, welche Speaker sie am meisten beeindruckt haben – und welche Gadgets sie bei der interaktiven Ausstellung getestet haben.
Warum die push.conference? Was hat Euch an diesem Event gereizt?
Zhanna:
Die push.conference ist eine der innovativsten Plattformen für Designer und Developer in Deutschland. Sie bietet eine Menge Raum und Zeit für Austausch, Interaktion und natürlich Inspiration von erfahrenen und hoch qualifizierten Menschen aus der ganzen Welt.
Spannende Themen und Projekte, die sehr detailliert vorgestellt werden, sowie eine Konferenz, die mit viel Liebe zum Detail geplant ist. Man hat dort die Möglichkeit Menschen zu treffen und direkt anzusprechen, die man sonst nicht treffen würde. Es sind Themen aus allen UX-Bereichen, die uns Designer von heute bewegen und beim Schöpfen vorantreiben. Für mich ist es sehr wichtig meinen Arbeitsplatz zu verlassen, um neue Impulse zu erhalten und die gewohnten Denkmuster zu durchbrechen. Vor allem die Sicht des Users zu betrachten, ist für mich essenziell.
Marek:
Offen gesagt, hatte ich die gar nicht auf dem Schirm. Zhanna hat davon gehört und mich netterweise mit ins Boot geholt. Nachdem ich dann gesehen habe, wer dort so zu hören sein wird, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich war erst ein wenig skeptisch, dass ich mitkommen darf. Immerhin war ich schon auf einigen Konferenzen, seitdem ich bei ion2s arbeite, aber das war dann kein Problem.
Welche Vorträge und Themen haben Euch am meisten interessiert?
Marek:
Ich war sehr gespannt auf den Vortrag von Laura Kalbag, der ich auch bei Twitter folge und von deren Arbeit, gerade im Bereich a11y, ich sehr angetan bin. Sie hatte vor kurzem eine kleine Auseinandersetzung mit Erik Spiekermann, der wahrscheinlich Migräne kriegt, wenn ich das hier wieder erwähne. Ansonsten natürlich Tom Greever, von dem auch ein Buch in meinem Besitz ist, das hier gerade bei ion2s irgendwo rumfliegt. Etwas über A/B Testing bei Netflix (Slides zum Talk) zu hören ist natürlich auch erst mal interessant. Wobei ich mir da auch hätte vorstellen können, dass es etwas trocken wird. Aber da mal einen Einblick hinter die Kulissen zu erhaschen, ist schon spannend. Natürlich auch Martin Oberhäuser, dessen Arbeiten mir immer wieder sehr gut gefallen. Ich habe sogar den aktuellen Kalender von denen in meinem Arbeitszimmer zu Hause, um mal so den Fanboy raushängen zu lassen. Zhanna:
Alle Themen waren für mich sehr interessant. Auch wenn nicht alle davon meine täglichen Tätigkeiten bei ion2s betreffen, war es wichtig zu erfahren, wohin die weltweiten Trends sich bewegen und wo die Reise in digitalen Welten hingeht.
Am meisten haben mich die von Martin Oberhäuser vorgestellten Projekte beeindruckt. In seinem Thema und Spezialgebiet ging es über “Interfacedesign in Zeiten der Informationsflut”. (Video zum Talk)Als Designer übernehmen wir die Verantwortung für die Informationen, die den Benutzern verhelfen richtige Entscheidungen zu treffen. Meine Aufgaben - digitale Tools visuell so zu vereinfachen und zu optimieren, dass sie das Alltagsleben der Benutzer erleichtern können. Das Thema ist viel komplexer als gedacht. Als Designer müssen wir uns mit der Materie tief greifend auseinandersetzen. Es geht nicht nur darum, eine schöne Farbwahl zu treffen, sondern die besten Wege für Benutzererfahrung zu schaffen.
Welcher Speaker hat euch am meisten überrascht oder beeindruckt?
Zhanna:
Überraschend und erfrischend fand ich die kurzen Vorträge. Sehr lustig fand ich das Thema “Playful Vocal Interfaces” (Spielerische Vocal Interfaces) von Claudia Ciarpella (Designit). Hier konnte man erfahren, welche Charaktere Unternehmen in ihren sprechenden Produkten zeigen, wie “menschlich” diese sind und was “Alexa” (Amazons Voice Service) über die wichtigsten Fragen des Lebens weiß.
Der Vortrag von Juan Tejeda hat mich emotional sehr beeindruckt und nochmals daran erinnert, was für ein wichtiges Werkzeug “Design” in meiner Hand ist. Für Unternehmen und Menschen, für die gesamte Welt, für mich. Es tat sehr gut, sich wieder mal innerlich bestätigen zu können, dass ich mich für den richtigen Job entschieden habe und zu wissen, dass wir Designer, unendliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten haben.
Marek:
Josh Payton (Video zum Talk)! Und Laura Kalbag! Beides sind nicht nur hervorragende Sprecher, die sich sehr toll ausdrücken und super selbstsicher auftreten, was das Zuhören natürlich sehr angenehm macht. Aber auch der Inhalt der Talks hat mich begeistert. Am liebsten hätte ich laut “Amen” geschrien. Der Slot von Tom Greever war wie erwartet auch cool.Als ich dann gemerkt habe, dass Marco Bernardi Teil des Teams ist, das immer wieder diese geilen Infografiken für die Wired! entwickelt, sprang mein Herz im Dreieck.
Gibt es ein Thema mit dem Ihr Euch jetzt mehr auseinandersetzen oder vertiefen wollt?
Marek:
Eher Themen, mit denen ich mich wieder oder noch intensiver auseinandersetzen möchte. Ich finde Accessibility und auch Ethik sind Themen, die viele Designer und Unternehmen bisher lieber ignorieren, weil es halt nicht so einfach ist. Da möchte ich was bewegen in Zukunft.
Zhanna:
Ja, definitiv! Ich würde gern tiefer in das oben genannte Thema eintauchen: “Interfacedesign in Zeiten des Informationsflut”. Konkret: noch mehr UX-Integration, noch methodischer bei meiner Arbeit vorgehen und besser verstehen, wie verschiedene Menschen komplexe Informationen aufnehmen.Auch das Thema von Caroline Goulard, wie wir für Menschen designen sollten, die wenig Zeit an ihren Computer verbringen und deren Job in erster Linie nicht mit Technologie zu tun hat - sondern vielleicht mit Treffen von Kunden, Handwerk.
Welche Trends oder Themen könnten für unsere Kollegen im business-Bereich spannend sein?
Zhanna:
Am liebsten hätte ich alle Ionen dabei gehabt, denn die push.conference öffnet an vielen Stellen unsere Köpfe in Richtung innovatives Denken und hilft bei der Kommunikation zwischen Designern und Developern.
Ich denke, dass gerade im Portalbereich, welches oft trocken und stark informativ erscheint, aktuelle UX-Themen sehr wichtig sind. Die digitale Welt verändert sich, Kunden und Nutzer haben mehr und mehr die Wahl mit wem und wie sie arbeiten und wie sie sich dabei fühlen. Wir können nicht mehr nur die Kundenanforderungen umsetzen, sondern wir sollten Hand in Hand mit Kunden an Zielen zusammenarbeiten und auch die Kunden von Kunden an den Tisch holen, damit Innovation und richtige Interaktion möglich sind.
Marek:
Hm… definitiv der Talk von Tom Greever zum Thema Kommunikation (Slides zum Talk). Da waren echt praktikable Insights dabei. Und effektive Kommunikation ist ein Thema, das immer wieder unterschätzt wird. Auch die Art und Weise, in der bei Netflix mit dem Produkt Netflix umgegangen wird, wäre definitiv etwas, was man sich einverleiben sollte.
Was habt ihr auf der interaktiven Ausstellung ausprobiert?
Marek:
Ha! Da habe ich lieber zugeschaut. Aber der Flugsimulator war schon ziemlich abgefahren.
Zhanna:
Das Thema der Ausstellung war “3D Interaktion der Zukunft”. Selbstfahrende Autos, iPads, die einen durch die Räume führen und Objekte zeigen, die gar nicht da sind und vieles mehr. Ich habe fast alles ausprobiert und fand am beeindruckendsten (da ich gerne fliege) die hängende Konstruktion für Paragliding (Nachahmung des Fliegens) mit 3D-Brille. Man konnte dabei den ganzen Körper einbeziehen und seine Höhenangst auf die Probe stellen. Es war schön zu sehen, wie die Studenten die Objekte super umgesetzt haben und mit ihren Ideen den Menschen viel Spaß, aber auch einen Nutzen vermitteln konnten.
Danke für Eure Eindrücke und das Gespräch.